Paläste und Kurhäuser, Konzertsäle und Abendgarderobe – Stil gehört in den historischen Städten Europas dazu. Kein Wunder also, dass in zum Weltkulturerbe der UNESCO gekürte Stätten meist auch über elegante Einrichtungen verfügen, die zum Abendprogramm dazugehörten und dazugehören.
Wo Blaublüter und später auch der Geldadel sich versammelten, waren Casinos nie fern. Glücksspiel war an den Adelshöfen spätestens seit dem 17. Jahrhundert ein beliebter Zeitvertreib. Als Sommerfrische und Kurbäder sich im 18. und 19. Jahrhundert durchsetzen, wurden entsprechende Angebote eine Selbstverständlichkeit, um die illustren Gäste zufrieden zu stellen.
Reisen: Kultur & Spaß verbinden
Wer beim Reisen Weltkulturerbe und Zocken auf den Spuren von Königen und Dichterfürsten, Literati und Glitterati verbinden will, hat dazu eine Menge Auswahl.
🎭 Das Casino di Venezia – Wo alles begann
An erster Stelle steht dabei die Stadt, die als Geburtsstätte der Casinos gilt. Obwohl vor allem in Wirtshäusern und auf den Straßen Venedigs längst gewürfelt, gewettet und auf vielfache andere Weise gezockt wurde, eröffnete im Jahr 1638 das Ridotto am linken Ufer des Canale Grande im venezianischen Karneval als erste Spielbank seine Pforten für den Adel. Masken erlaubten den Zockern Anonymität, wenn sie in den Sälen mit Blick aufs Wasser ihr Glück herausforderten.
Das Casino di Venezia, das älteste Casino der Welt, öffnete 1638 seine Türen. Direkt am Canale Grande gelegen, bot es dem Adel im venezianischen Karneval eine luxuriöse Anlaufstelle. Die Masken, die den Gästen Anonymität garantierten, sind bis heute ein faszinierender Bestandteil der Geschichte.
Das Casino di Venezia im Palazzo Vendramin-Calergi zählt noch fast 400 Jahre später zu den größten Attraktionen der von Sehenswürdigkeiten strotzenden Lagunenstadt, die 1987 zum Gesamtensemble zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Gespielt wird längst nicht mehr nur im Karneval, und die klassischen Casinospiele sind längst um moderne Slots ergänzt worden, aber das legendäre Flair ist ungebrochen.
Zu den berühmtesten Stammgästen zählte Opernkomponist Richard Wagner, der seine letzten Lebensmonate samt Familie in seinem Apartment im Palazzo Vendramin-Galergi verbrachte und dort 1883 starb.
- Eröffnet: 1638
- Lage: Canale Grande, Venedig
- Besonderheit: Spielbank mit jahrhundertelanger Tradition
- Berühmte Gäste: Richard Wagner lebte und starb im Palazzo, in dem sich das Casino befindet.
🏞️ Bern – UNESCO-Weltkulturerbe und Grand Casino
Die Schweiz ist für vieles berühmt, von Wilhelm Tell bis zu Präzisionsuhrwerken und feinen Schokoladen. Weniger bekannt ist sie für die Kombination aus Stätten des Weltkulturerbes und Casinos. Doch bei einem Besuch in der Berner Altstadt lässt sich beides verbinden. Während tagsüber die kleinen Gässchen und sechs Kilometer langen Lauben ihren unverwechselbaren Charme verströmen, lässt sich im Grand Casino im Kursaal Bern gegenüber der Altstadt der Abend in eleganter Manier beenden.
Die Altstadt von Bern ist nicht nur für ihre sechs Kilometer langen Lauben bekannt, sondern bietet auch die Möglichkeit, im Grand Casino Bern zu spielen. Hier trifft historische Architektur auf moderne Spielmöglichkeiten.
- UNESCO-Welterbe: Seit 1983
- Charmante Altstadt mit über 800 Jahren Geschichte
- Grand Casino Bern: Elegantes Ambiente gegenüber der Altstadt
💧 Baden-Baden – Kurstadt und Casino
Deutschland hat seit langem einen festen Platz sowohl was das Weltkulturerbe wie auch die Casinohistorie angeht. Kurbäder nehmen in der UNESCO-Liste eine besondere Stellung ein, und die Bundesrepublik ist damit reich gesegnet.
Das kleine, aber feine Baden-Baden ist dabei seit mehr als 200 Jahren sowohl einer der berühmtesten Kurorte und Treffpunkt der feinen Gesellschaft wie auch einer der renommiertesten Casinostandorte Europas. Zu verdanken hatte der kleine Kurort seinen Aufstieg der Entdeckung durch den Adel. So erfolgreich war die Mischung aus Bädern und Trinkkuren am Tag sowie Musik, Tanz und Zocken am Abend, dass schon bald ein eigenes Kurhaus hermusste. Das im klassizistischen Stil errichtete Kurhaus Baden-Baden, das unter anderem stark von den französischen Palästen von Versailles bis zum Trianon beeinflusst wurde, gilt noch heute als eines der schönsten Häuser seiner Art. Für Hollywoodstar Marlene Dietrich war Baden-Baden schlicht die schönste Spielbank der Welt.
Heute werden dort außer Spiel in elegantem Rahmen auch Konzerte, Lesungen und andere Events veranstaltet. Die Heilquellen, denen der Ort seinen Aufstieg verdankt, sind ebenfalls weiterhin begehrt.
- Höhepunkte: Elegante Kurbäder und das berühmte Kurhaus.
- Berühmte Gäste: Marlene Dietrich nannte es „das schönste Casino der Welt“.
- Veranstaltungsort: Neben Casino auch Schauplatz für Konzerte und Lesungen.
Bad Ems
Bad Ems ist ein weiteres Juwel, wenn es um die Verbindung von UNESCO und Glücksspiel geht. Hier wurde 1720 die Redoute als erstes Casino auf deutschem Boden gegründet. Die Räume, in denen dem Glücksspiel gefrönt wird, sind heute denkmalgeschützt.
🎰 Bad Homburg – Das Zuhause des europäischen Roulettes
Ein Stück Casinogeschichte wurde in Bad Homburg geschrieben. Die 1841 von den Franzosen François und Louis Blanc gegründete Spielbank wurde bald zur erfolgreichsten Einrichtung ihrer Art in Europa.
Die Blancs waren nach Deutschland gekommen, weil in Frankreich das Glücksspiel verboten worden war. In dem deutschen Kurort nahmen die Brüder eine einschneidende Veränderung vor, von denen Roulettefans bis heute beim europäischen Roulette profitieren: Sie entfernten die Doppelnull. Dadurch erhöhten sich die Chancen für die Zocker. Im amerikanischen Roulette gibt es die Doppelnull weiterhin, was den Hausvorteil der Spielbanken verbessert.
In die Literaturgeschichte ist die Spielbank Bad Homburg ebenfalls eingegangen. Der russische Dichter Fjodor Dostojewski, der dem Roulettespiel so sehr verfallen war, dass er außer seinem gesamten Geld auch den Schmuck seiner zweiten Ehefrau verzockte, schrieb hier seine autobiographisch geprägte Novelle „Der Spieler“.
Heutzutage wäre sein Meisterwerk zumindest in Deutschland wohl nicht geschrieben worden. Im neuen Glücksspielstaatsvertrag der Länder sind strikte finanzielle Limits und Maßnahmen zur Suchtprävention verankert.
In Bad Homburg nahmen die Brüder François und Louis Blanc 1841 eine Revolution vor, die das Glücksspiel bis heute beeinflusst. Sie entfernten die Doppelnull vom Roulette-Tisch, was den Hausvorteil reduzierte und die Chancen der Spieler erhöhte.
- Roulette-Erfindung: Das europäische Roulette stammt aus Bad Homburg.
- Literarische Geschichte: Fjodor Dostojewski spielte hier und verarbeitete seine Erlebnisse in der Novelle „Der Spieler“.
- Berühmte Besucher: Adlige und Schriftsteller gleichermaßen.
🇲🇨 Monte Carlo – Eleganz und Opulenz
Das Casino von Monte Carlo ist eines der glamourösesten weltweit, auch wenn es (noch) nicht zum Weltkulturerbe zählt. Berühmt für seine luxuriöse Architektur, seine Stammgäste und die atemberaubende Lage an der französischen Riviera, zieht es seit jeher die Reichen und Berühmten an.
- Eröffnet: 1863
- Architekt: Charles Garnier, der auch die Pariser Oper entworfen hat.
- Besonderheit: Illustre Gäste und unübertroffene Eleganz.
FAQ – Häufige Fragen zu Casinos und Weltkulturerbe 🎲
Welche Verbindung besteht zwischen Casinos und Weltkulturerbe? Casinos in UNESCO-Welterbestätten befinden sich oft in historischen Gebäuden oder Kurstädten, die seit Jahrhunderten Treffpunkte des Adels sind.
Was ist das älteste Casino der Welt? Das älteste Casino ist das Casino di Venezia in Italien, das 1638 eröffnet wurde.
Warum ist europäisches Roulette besser als amerikanisches? Im europäischen Roulette gibt es keine Doppelnull, was die Gewinnchancen für Spieler verbessert.
Welche Casinos gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe? Casinos in Städten wie Venedig, Baden-Baden und Bern liegen in UNESCO-geschützten Stätten.
Was ist das berühmteste Casino der Welt? Das Casino in Monte Carlo ist eines der bekanntesten und luxuriösesten Casinos der Welt.
Glossar 📝
- Roulette: Ein Glücksspiel, bei dem eine Kugel in einem drehbaren Rad auf eine von 37 oder 38 Zahlen fällt.
- UNESCO: Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur, die Welterbestätten schützt.
- Doppelnull: Eine zusätzliche Null auf amerikanischen Roulette-Tischen, die den Hausvorteil erhöht.